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Tansania

Politik

Die erste Präsidentin
Präsident John Magufuli starb am 17. März 2021. Seine Nachfolgerin ist Samia Suluhu Hassan, wie ihr Vorgänger Mitglied der seit 1961 regierenden Partei der Revolution (CCM). „Mama Samia“ stammt aus Sansibar, hat in Manchester und Dar es Salaam Wirtschafts-wissenschaften studiert und blickt auf diverse Tätigkeiten in Verwaltung und Politik zurück. 

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Die Präsidentin Tansanias ist die erste Frau in diesem Amt in Tansania und derzeit die einzige Regierungschefin in 55 afrikanischen Staaten. 


Während Magufuli (der „Bulldozer“) einen ruppigen Regierungsstil pflegte, werden Suluhu Einfühlungsvermögen, Ruhe und Besonnenheit nachgesagt. „Mama Samia“ pflegt einen kooperativeren Umgang mit der Opposition als ihr Vorgänger. Anfang Oktober 2022 machte der neue Präsident Kenias William Ruto seinen Antrittsbesuch in Tansania. Dass er das südliche Nachbarland als Ziel seiner ersten Auslandsreise wählte, wurde als Zeichen für die guten Beziehungen gewertet, die seit Präsidentin Samias Amtsantritt hergestellt wurden. Samia hatte mit Rutos Vorgänger Kenyatta eine Reihe von Konflikten ausgeräumt, die den Handel zwischen beiden Ländern behindert hatten. Samia will die Wahlversprechen ihrer Partei von 2020 umsetzen und arbeitet auf ihre Wiederwahl als Präsidentin im Jahr 2025 hin. Sie ist mit einem Agrarwissenschaftler verheiratet und hat 4 Kinder.

Allgemeine Entwicklung


Tansania ist fast dreimal so groß wie Deutschland, 61 Millionen Menschen leben dort. Weitere Daten: Bevölkerungswachstum 2,9 % pro Jahr; Durchschnittsalter: 43,6% der Menschen sind jünger als 14 Jahre; Analphabetenquote 22,1 %; Lebenserwartung 61,5 Jahre; Kommunikationsinfrastruktur: zwei Festnetz-Telefonanschlüsse, 700 Mobiltelefonanschlüsse, 130 Internetnutzer je 1.000 Einwohner (2018). Bei dem Index für menschliche Entwicklung (HDI, Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen) hat sich Tansania von Rang 163 auf Rang 160 verbessert. Deutschland ist von Platz 6 auf Platz 9 zurückgefallen. Beim „Korruptionswahrnehmungsindex“ von Transparency International hat sich das Land in den letzten Jahren stetig von Platz 119 auf aktuell 94 verbessert. Dänemark liegt auf Platz 1, Deutschland ist 2022 von Platz 8 auf 9 gerutscht. Russland (137) rangiert nicht nur weit hinter Tansania, sondern auch deutlich hinter der Ukraine (116).

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Klimakrise


Die große Dürre im Land hat zu vermehrtem Eindringen von Viehherden in die Parks, andere Schutzgebiete oder auch auf Felder geführt, wo die Hirten noch Futter antreffen. Tiere im Wert von TSh 1,5 Mrd (€ 600.000) sollen jetzt versteigert werden, da laut Sprecher der Nationalparkbehörde Geldstrafen bei den Hirten keine abschreckende Wirkung hätten. Sprecher der Massai appellierten an die Regierung, auf die Versteigerung zu verzichten. Bei einer vorherigen Aktion am 14. Dezember 2022 waren 1772 Rinder aufgrund eines Gerichtsurteils versteigert worden, die Massai aus dem Distrikt Ngorongoro gehörten. Dadurch seien 22 Großfamilien mittellos geworden. 


Die große Trockenheit führte auch im November weiterhin zu Strom- und Wasserabschaltungen in Tansania. Das Land erzeugt einen Großteil seiner Elektrizität mit Wasserkraftwerken. Aufgrund des ausgebliebenen Regens sind aber die 
Staubecken fast leer. Die Knappheit wirkte sich beim Wasser durch das Nichteinhalten der Notpläne deutlich stärker aus; durch Korruption wird immer wieder das kostbare Nass an Wasserhändler verkauft, die ihre Tankwagen füllen und damit Kunden undWeiterverkäufer beliefern. 


Viele Dar es Salaamer in den ärmeren Vororten sind von Wasserlöchern und Tümpeln abhängig. Wo es diese nicht gibt, müssen sie zu derzeit steigenden Preisen ihr Wasser von Verkäufern beziehen. Eine Wasserhändlerin berichtet, dass sie diese Arbeit seit 6 Jahren mache, aber noch nie soviel verdient habe wie jetzt. Dabei sei das Wasser, das sie bezieht, aus küstennahen Brunnen und wegen erhöhten Salzgehaltes nicht trinkbar. Man könne es aber zum Kochen und zum Waschen benutzen. Ende November konnte die Regierung schließlich vermelden, dass die Rationierung für Dar es Salaam aufgehoben werden kann, weil durch Regenfälle an der Küste der Zulauf in den Flüssen wieder ausreichend ist. In Sansibar soll jetzt ein Hochhaus aus Holz entstehen. Der “Burj Zanzibar” (burj ist das arabische Wort für Turm) soll 28 Stockwerke und eine Höhe von 96 Metern haben. Damit wäre es das weltweit höchste Wohngebäude aus Holz. Das Hochhaus aus dem nachwachsenden Rohstoff ist vom niederländischen Architekten Leander Moons in Fumbatown geplant, einer Siedlung südlich des Flughafens. Der Neubau von Beton- oder Steingebäuden setzt Unmengen von CO2 frei, während Holzgebäude große Mengen CO2 binden. 

Bildungswesen

 

Die diesjährigen Paraden und Kundgebungen zum Unabhängigkeitstag wurden von der Präsidentin abgesagt. Die dafür eingeplanten 385.000 € sollen stattdessen zum Bau von 8 Schülerwohnheimen für behinderte Kinder verwandt werden.

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Bei einem Bevölkerungswachstum von 3% waren diese Verbesserungen jedoch nicht allein aus eigener Kraft zu schaffen sondern sind ebenso durch die Bemühungen internationaler & supranationaler Organisationen wie Global Fund/ Clinton & Gates Foundation erreicht worden. Diese stellten im Rahmen der Bekämpfung von AIDS/ TBC und Malaria substantiell Finanzmittel bereit und schufen verbesserte Organisationsstrukturen schufen. Auch Deutschland hat hinsichtlich der medizinischen Versorgung der benachteiligten tansanischen Land-Bevölkerung, Erhebliches geleistet.
 
Trotz der beschriebenen Fortschritte ist der Gesundheitssektor in Tansania immer noch stark unterfinanziert. Zwar ist beispielweise die Krankenversorgung für Schwangere und Kinder unter 5 Jahren offiziell kostenlos, doch die staatlichen Zuweisungen für die Krankenhäuser waren in den vergangenen Jahren so niedrig, dass die Medizinschränke in der Klinikapotheke oft leer blieben und sich die Patienten die für die Geburt notwendigen Baumwollkompressen, saubere Tücher und Einweghandschuhe selber kaufen mussten. Besonders kritisch war und ist die Situation, wenn Komplikationen auftreten und Frauen, etwa für einen Kaiserschnitt, ins Krankenhaus überwiesen werden. Dann steigen die Kosten gewaltig an. Dies ist für die meisten Frauen, deren Familien von weniger als 2 US-Dollar pro Tag leben müssen, meist unbezahlbar bzw. mit erheblichen Schulden verbunden. Die Folge: Kinder werden oft zu Hause geboren, in Hütten ohne Wasser und Strom unter hygienisch überaus bedenklichen Umständen. Eine enorme Gefahr für Mütter und Babys.

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