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AMAWAWA

Das Projekt

Hintergrundinformation und Finanzierungsplan zu unserem AMAWAWA-Projekt

Ein zentraler Ansatzpunkt der tansanischen Gesundheitspolitik ist die Entwicklung eines Krankenversicherungssystems. Dabei wurde Tansania auch vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt. Zurzeit sind in Tansania lediglich 32% der der Bevölkerung krankenversichert (ca. 9% bei der Nationalen Krankenkasse (NHIF), 23% beim Community Health Fund (CHF), 1% bei privaten Versicherungsunternehmen). Die NHIF-Mitglieder sind vorwiegend Beschäftigte des öffentlichen Sektors und zahlen einen obligatorischen Beitrag von 3% ihres Monatsgehalts. Der Beitrag der Regierung als Arbeitgeber entspricht weiteren 3%. Es handelt sich hierbei um eine Familienversicherung mit bis zu weiteren 5 mitversicherten Familienmitgliedern. Der CHF hingegen richtet sich an den informellen Sektor, welcher den weitaus größten Bevölkerungsanteil ausmacht. Die Mitgliedschaft ist eine freiwillige Familienversicherung.  In der ländlich geprägten Region des Busch-Krankenhauses Mnero liegt die Rate anderweitig Versicherter um 10%, die Einkünfte der meisten bäuerlichen Haushalte bei unter 2 US-Dollar pro Tag. Ein generelles Problem des CHF ist, dass Tarife so niedrig angesetzt werden müssen, damit die einfache, weitgehend mittellose Landbevölkerung die Versicherung annehmen kann. Die zugrundeliegende Tarifstruktur ist bei weitem nicht kostendeckend und erforderliche staatliche Subventionen erfolgen entweder nicht oder nur unzureichend. Dies führt zu Zahlungsausfällen durch den Versicherer und entsprechenden Frustrationen & Glaubwürdigkeitsproblemen auf Seiten der Gesundheitseinrichtungen wie auch der Patienten, die dann Leistungen entweder nicht erhalten können oder zusätzliche Zahlungen aufbringen müssen. 

Von 2012 bis Anfang 2019 hat die deutsche KfW Entwicklungsbank ein Programm mit dem Titel „Tumaini la Mama“ („Hoffnung für Mütter“) unterstützt, das schwangeren Frauen und deren Neugeborene in fünf Regionen Tansanias (Mbeya, Songwe, Tanga, Mtwara und Lindi) Zugang zu Gesundheitseinrichtungen ermöglichte. Gerade in den zwei letztgenannten Regionen bleibt eine hohe mütterliche Sterblichkeitsrate weiterhin alarmierend. Diese hatte sich zwar in den ersten zwei Dekaden des 21. Jahrhunderts landesweit  nahezu halbiert, lag aber um 2020 - immer noch deutlich über dem nationalen Durchschnitt von über 250 Todesfällen pro 100.000 Lebendgeburten (Deutschland 7 / 100.000).  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Während der Schwangerschaft wurde jede Frau zu einer NHIF-Versicherten. NHIF erstattete den Gesundheitseinrichtungen sämtliche Leistungen, welche diese für darin versicherte Frauen und deren Neugeborene erbringen. Mit dem Programm wurden zwei Zielrichtungen verfolgt: Zum Ersten wurde schwangeren Frauen auch aus armen ländlichen Gebieten, ohne eigene Zuzahlungen, Zugang zu einer qualitativ ordentlichen Versorgung ermöglicht. Im siebenjährigen Projektzeitraum haben über eine Million Frauen sicher in Kliniken entbunden. Ein zweiter und wesentlicher Aspekt war auch der des „empowerments“ von benachteiligten und armen Bevölkerungsschichten. Diese mussten von den lokalen Gesundheits-einrichtungen nicht mehr umsonst behandelt werden (wurden zuvor de facto aber zu privaten Zuzahlungen gezwungen), sondern wurden nun zu einer relevanten Einnahmequelle. Ein weiterer positiver Effekt war die strukturellen Wirkung auf die Gesundheitseinrichtungen. Insgesamt wurden im Projektzeitraum über 30 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Von den Erstattungen haben davon direkt über 1.000 staatliche sowie nicht-staatliche Gesundheitseinrichtungen, vom Gesundheitszentrum bis hin zum Provinzkrankenhaus, profitiert.  Die Einnahmen aus Tumaini la Mama stellten in der Projektlaufzeit in vielen Fällen - auch in „unserem“ Mnero Hospital - eine wesentliche Einnahmequelle dar, die u.a. dazu genutzt wurden, um die Versorgung auch anderer Patientengruppen zu verbessern indem mit den eingenommenen Mitteln Gebäude renoviert, erweitert und zusätzliche Ausstattung angeschafft wurden. Das Projekt war somit auch ein leistungsbasiertes Investitionsprogramm, wobei die Leistungen vor allem der ärmsten und bedürftigsten Bevölkerungsgruppe zu Gute kamen. Für den Aufbau einer Krankenversicherung war auch die Entwicklung und Erprobung digitaler Lösungen wichtig. So erfolgte - auch in Mnero - die Registrierung der Patienten mittels Mobiltelefon, schwangere Frauen wurden per SMS an Vorsorgetermine erinnert und die Abrechnung mit dem Versicherer NHIF erfolgte zunehmend online durch das sog. E-Claiming-System. 

Leider wurde dieses segensreiche Projekt „Tumaini la Mama“ mittlerweile beendet, da hinsichtlich der Finanzierung bei den diesbezüglichen Regierungsverhandlungen keine Einigkeit gefunden werden konnte. Unter anderem fehlten Neuzusagen des Gesundheitssektors. Dazu wäre eine zunehmende finanzielle Beteiligung des tansanischen Staats erforderlich. In der Tat war die finanzielle Nachhaltigkeit ein kritischer Punkt des Programms. Tumaini la Mama hat gezeigt, dass die durchschnittlichen Kosten einer qualitativen Versorgung schwangerer Frau einschließlich Geburt und Versorgung des Neugeborenen nicht einmal 50 Euro betragen. Nach unserem Verständnis erscheint dies wenig, beträgt aber ein Vielfaches der Beiträge zu den freiwilligen Versicherungen (CHF etc.) und liegt wohl jenseits der aktuellen Möglichkeiten des tansanischen Staatshaushaltes. 


Um die in der Mnero-Region beobachteten, oben geschilderten und grundsätzlich positiven Effekte des Tumaini la Mama Projekts für die dortige medizinische Versorgung  aufrecht zu erhalten hat Solidarität Mnero 2021 beschlossen, unter dem Namen AMAWAWA (Akina Mama na Watotot wachanga; Kisuaheli = „ Für Schwangere und deren Neugeborene“), eine modifizierte und vereinfachte Form der leistungsbasierten Finanzierung für das Mnero-Krankenhaus fortzuführen. Darin erhalten alle Schwangeren und Neugeborenen umfassende medizinische Grundversorgung, eine begleitete Krankenhausgeburt samt sämtlicher eventuell notwendig werdender geburtshilflicher Eingriffe kostenfrei. Für Notfälle steht seit 2020 ein Ambulanzfahrzeug bereit. Ambulante Schwangerschaftsvorsorge wird im Spital als auch in acht Dörfern mittels mobiler Dorfklinikbesuche angeboten und gut angenommen. Für jede begleitete Schwangerschaft, Geburt & Säuglings-betreuung zahlt Solidarität Mnero aktuell 65€. Anders als im Akina la Mama-Konzept wird die kindliche Gesundheitversorgung im gesamten ersten Lebensjahr übernommen und während der Schwangerschaft wurden auch sämtliche nicht schwangerschaftsbezogene Erkrankungen (Malaria, Atemwegserkrankungen, Verletzungen etc.) ebenfalls kostenfrei gestellt.  Das genannte Projekt wurde 2021 begonnen und die Zahl der Entbindungen hat sich von ursprünglich 350 auf nahezu 900 in 2023 erhöht. 

Für 2024 erwarten wir ein Investitionsvolumen von ca. 60.000€. Das Projekt wird seit 2022 maßgeblich durch das Kindermissionswerk Aachen unterstützt, welches die nächsten drei Jahre, aller Voraussicht nach, ein Drittel der Kosten übernehmen wird. Dennoch stößt damit Solidarität Mnero e.V. an die Grenzen seiner finanziellen Möglichkeiten. Um dieses, nach unserer Einschätzung, äußerst erfolgreiche Projekt im bisherigen Umfang fortsetzen zu können, bitten wir um Ihre geschätzte Unterstützung. Die Umsetzung des Projekts wird von der lokalen Krankhaus-Administration gemanagt und durch Solidarität Mnero e.V. eng begleitet. Seien Sie versichert, dass jeder Euro dort ankommt wo dieser Gutes bewirkt.

 

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AMAWAWA

AMAWAWA (Akina Mama na Watotot wachanga; Kisuaheli = Für Schwangere und deren Neugeborene
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